4. SONNTAG im Jahreskreis
31. Jänner 2015
Lesungen: 1 Kor 12, 31-13,13
Lk 4,21-30
Gedanken zu den Lesungen:
Erfolg und Misserfolg liegen dicht nebeneinander. Im Evangelium vom letzten Sonntag erfuhren wir, dass die Gläubigen in der Synagoge Jesus wegen seiner Predigt bewunderten und anhimmelten. Aber dann sagt er ihnen Dinge, die sie nicht gerne hören. Sie haben Gott irgendwie für sich vereinnahmt: Er ist nur unser Gott! Aber Jesus gibt ein paar Beispiele, wo Gott seine Propheten auch zu den sogenannten Heiden geschickt und ihnen geholfen hat: Die Witwe in Sarepta bei Sidon und der Syrer Naaman sind Ausländer, denen Gottes Hilfe zuteil wird.
Jesus spricht von dem weiten Herzen Gottes. Eigentlich müssten die Menschen diese Geschichten kennen und lieben. Aber sie passen den zuerst religiös Begeisterten nicht und jetzt wollen sie Jesus in ihrem religiösen Eifer sogar schon umbringen.
Für Jesus ist Gott einer, der grenzenlos liebt, der die Würde des Menschen ernst nimmt, egal welcher Hautfarbe, welchem Kulturkreis, welchem Geschlecht er angehört. Das erzeugt Wut und Konflikte, Gewaltbereitschaft, auch heute. Das Evangelium sagt: Die Liebe Gottes ist die einzige Richtschnur, nicht unsere persönliche Befindlichkeit.
Jesus durchschaut seine Mitmenschen, er demaskiert ihre falsche innere Einstellung, ihre Oberflächlichkeit und ihre falsche Begeisterung. Es fehlt ihnen die Liebe, die in ihren Herzen brennen soll: Liebe zu Gott und zueinander. Aber das ist für ihn das Allerwichtigste. Nur darauf kommt es an. Das Markenzeichen der Christen soll nach Jesu Willen die Liebe sein. Sonst sind wir keine wahren Christen.
Paulus hat das sehr gut verstanden. Deswegen schreibt er in seinem Brief an die Christen von Korinth, die das noch nicht kapiert haben und deswegen in Streit miteinander leben, sein berühmtes „Hohelied der Liebe“. Paulus hält seiner innerlich zerrissenen Gemeinde entgegen, dass sich ihr Glaube nicht zuerst im Außergewöhnlichen erweist, sondern in der Liebe, die den innersten Kern des Menschen bestimmt.
Paulus meint: Wenn ich auch große geistige Begabungen habe, wenn ich mich im Glauben auskenne, aber nicht liebe, ist all dies viel Lärm um nichts. Ich kann sogar meinen ganzen Besitz unter die Armen verteilen, ja mein Leben für meinen Glauben geben, aber wenn das nicht mit Liebe geschieht ist das nutzlos.
Wenn ich im Umgang mit meinen Mitmenschen keine Geduld mit ihnen habe, und mir selbst so ganz wichtig vorkomme, dann liebe ich nicht. Wenn ich immer nur auf meinen eigenen Vorteil bedacht bin, nicht bereit, anderen Dienste zu erweisen, auch ohne dafür bezahlt zu werden, dann liebe ich nicht. Wenn es bei mir immer wieder Zornausbrüche gibt und ich nachtragend bin, nicht bereit, wirklich zu verzeihen, ja sogar schadenfroh bin, wenn anderen, die mir gegenüber nicht korrekt gehandelt haben, Unglück zustößt, dann liebe ich nicht.
Jesus meint, wir sollen ein großes Herz haben, so wie Gott uns gegenüber. Nur mit so einer inneren Einstellung sind wir echte Christen und echte Gläubige. Im ersten Johannesbrief wird es so gesagt: „Wir wollen einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, der stammt von Gott und erkennt Gott" - ist also „mit Gott verwandt“. Und weiter heißt es: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm."
Glaube, Hoffnung und Liebe sind Grundeigenschaften eines Christen - aber die Liebe ist die größte. Die Liebe hört niemals auf, sie hat kein Ende, ja sie kennt keine Grenzen, weder zeitliche noch gedankliche. Sicher, Lieben muss ich lernen. Diese innere Einstellung muss in mir wachsen und reifen. Ich kann sie verkümmern lassen, ich kann aufhören zu lieben. Aber: „Wahre Liebe will Ewigkeit“, hat einer einmal gesagt. Und: „Einen Menschen lieben heißt, im tiefsten seines Herzens nicht wollen, dass er stirbt.
Darum geht es Jesus, darum geht es uns, wenn wir Christen sein wollen. Es geht um diese tiefe innere Lebenseinstellung, die sich immer wieder in kleinen und größeren Taten äußert. Ohne sie ist mein Leben leer. Ohne sie bin ich nur eine lärmende Trommel. Es ist meine Lebensaufgabe, zu lieben. Sonst misslingt mein Leben und bin ich auch kein Christ.